
Was schenkt man(n) seiner Frau
10. Juli 2014
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10. Juli 2014Erziehung ist in der modernen Gesellschaft zum Reizwort avancieren. Kaum etwas wird so kontrovers diskutiert, wie die Erziehung von Kindern. Viele Eltern fragen sich, was verbirgt sich eigentlich hinter diesem allgemeinen Schlagwort? Erziehungsziele, Erziehungsmethoden und Erziehungsformen, sämtliche Inhalte und Aspekte von Erziehung werden in unserer Bildungsgemeinschaft typisiert und kategorisiert. Viele Erziehungsberechtigte sind deshalb zunehmend verunsichert und finden in den zahlreichen Erziehungsratgebern weniger Antworten, als zusätzliche Fragen. Welche Erziehungsform ist die erfolgreichste, welcher Erziehungsstil passt zu mir und welche Erziehungsmittel darf oder sollte ich anwenden?
„Erziehung beschreibt Handlungen, durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Bestandteile zu erhalten oder die Entstehung von Dispositionen, die als schlecht bewertet werden, zu verhüten“ (Wolfgang Brezinka: „Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft“, 1974).
Erziehung als Methode der Sozialisation verfügt über eine lange Geschichte. 1930 erläuterte A. Adlers in seinem Lehrbuch der Kindererziehung die überstrenge, die verwöhnend-verzärtelnde und die vernachlässigende Erziehung. Ende der 1930er Jahre entwickelten Lewin, Lippitt und White einen autoritären, einen demokratischen und einen Laissez-faire Erziehungsstil und legten damit den Grundstein des typologischen Konzeptes. Dieses hatte bei der Klassifikation von Erziehungsstilen bis in die 1970er Jahre bestand.
Dennoch wurde das typologische Konzept auch infrage gestellt. Nicht nur Typen wie die autoritäre Erziehungsform sollten definiert werden, sondern auch die Dimensionen, die der Typenbildung zugrunde liegen. Sodann erfolgte eine Unterscheidung zwischen einer Lenkungdimension (Kontrolle, Autorität) und einer emotionalen Dimension (Wärme, Zuneigung, Wertschätzung), innerhalb der unterschiedlichen Erziehungsstile. In 1983 legten Maccoby und Martin die Vier bis heute am weitesten verbreiteten Erziehungsstile fest. Zahlreiche ähnliche oder andere Erziehungsformen basieren auf dieser Kategorisierung oder stellen eine Erweiterung dar.
1) Permissiver Erziehungsstil
Diese Erziehungsmethode beinhaltet wenig Grenzen und Regeln für das Kind. Eltern dieses Erziehungstyps zeigen dem Kind gegenüber eine sehr hohe Toleranzgrenze. Ähnlichkeiten mit dem Laissez-faire Stil sind vorhanden, dennoch gibt es einige wenige Grenzsetzungen und Regeln.
2) Vernachlässigender Erziehungsstil
Der vernachlässigende Erziehungsstil ist durch wenig Steuerung und ein niedriges Maß an Kindesansprache zu erkennen. Das elterliche Verhalten wird geprägt durch geringes Interesse und Engagement auf der gesamten Eltern-Kind-Ebene. Entsprechend gering ist zumeist die Eltern-Kind-Bindung.
3) Autoritärer Erziehungsstil
Diese Form der Erziehung beruht hauptsächlich auf der großen Kontrollfunktion der Eltern. Kindliche Bedürfnisse werden wenig oder gar nicht berücksichtigt. Die Regeln sind sehr streng und müssen widerspruchslos eingehalten werden, sonst hat das Kind mit drakonischen Strafen zu rechnen.
4) Autoritativer Erziehungsstil
Der autoritative Erziehungsstil stellt eine gemäßigte Erziehungsform dar. Einerseits üben die Eltern Kontrolle über das Kind und sein Verhalten aus, anderseits werden auch die kindlichen Bedürfnisse berücksichtigt und wenn möglich erfüllt. Es gibt klar einzuhaltende Regeln, deren Missachtung aber keine übermäßigen Strafen nach sich zieht. Zunächst wird an das Verständnis des Kindes appelliert, wenn nötig und angebracht werden Regeln verändert oder angepasst. Übertritt das Kind permanent Regeln, folgen dennoch Sanktionen. Diese Konsequenzen stehen aber immer unmittelbar mit dem Regelverstoß in Verbindung.
Der permissive Erziehungsstil ist selten konkret als Form der Erziehung gewählt. Viele permissiv erzogene Kinder verfügen nur über eine geringe Sozialkompetenz. Auf der Suche nach notwendigen Grenzen zur Orientierung schlagen sie häufig über die Stränge und gelten deshalb schnell als aggressiv und verhaltensauffällig. Es konnte beobachtet werden, dass die permissive Erziehungsform häufig mit einer Vernachlässigung der Kinder einhergeht. Dadurch haben diese Kinder zumeist Schwierigkeiten, Bindungen einzugehen.
Auch der vernachlässigende Erziehungsstil erfolgt selten aufgrund einer bewussten Entscheidung. Diese Erziehungsform ist zwar mit dem kleinsten Aufwand für die Eltern verbunden, birgt aber die größte Gefahr für die kindliche Entwicklung. Demnach kommen Kinder aus diesen Elternhäusern häufiger und früher mit Alkohol und anderen Drogen in Kontakt, sind sehr impulsiv und vermehrt delinquent. Es kann angenommen werden, dass Eltern diese Erziehungsmethode häufig unreflektiert von ihren eigenen Eltern übernehmen.
Das gesetzlich verankert Recht auf eine gewaltfreie Erziehung zeigt auch die deutliche Wegbewegung vom autoritären Erziehungsstil. Nachzulesen unter § 1631 im Bürgerlichen Gesetzbuch unter Inhalt und Grenzen der Personensorge, Abs. 2: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“. Es ist Tatsache, dass schon der berüchtigte kleine Klaps auf den Po eine schmerzliche Erfahrung darstellt. Kinder empfinden diesen Akt als schwere Demütigung. Selten kommt es zu körperlichen Schäden, dennoch werden die Kinder schwer verletzt. Machtlosigkeit, Wut und Ohnmacht in Verbindung mit Scham lassen das Kind den körperlichen Schmerz vergessen, vergessen wird aber nicht die seelische Verletzung. Gewalt jeglicher Form und Art ist niemals ein adäquates Erziehungsmittel. Vielmehr werden heute Aufforderungen, Erinnerungen, Ermutigungen, Anerkennung, Vorbilder, Gebote und gezielte Belohnungen als Erziehungshelfer eingesetzt. Positive Verstärker sollen das Kind zur Einsicht und Mitarbeit bewegen, anstatt es durch autoritäre Erziehungsmittel zu einem willenlosen Befehlsempfänger zu formen.
Im Vergleich mit den drei vorangegangenen Erziehungsformen kostet der autoritative Erziehungsstil sehr viel Zeit und Kraft. Einerseits müssen die Eltern auf die Einhaltung der von ihnen gesetzten Grenzen achten, anderseits auch für die Berücksichtigung der kindlichen Bedürfnisse sorgen. Dieses Wechselspiel zwischen elterlichen Ansprüchen und kindlichen Bedürfnissen macht eine konsequente Umsetzung, der autoritativen Erziehungsform sehr anstrengt. Aber diese intensive Erziehungsarbeit wird häufig belohnt. Autoritativ erzogene Kinder zeigen oft ein hohes Maß an Sozialkompetenz, Kompromissbereitschaft und konstruktives Verhalten bei Problemlösungen. Aufgezeigte Grenzen im Rahmen dieser Erziehungsform vermitteln Sicherheit und bieten Orientierung. Das verständnisvolle Verhalten der Eltern vermittelt dazu das Gefühl von Geborgenheit und Liebe.
Neben den verschiedenen Erziehungsstilen und dessen Methoden muss Erziehung auch immer im Zusammenhang mit Bildung verstanden werden. In der täglichen pädagogischen Praxis ist kaum mehr eine klare Trennung dieser beiden Elemente möglich. Kurz gesagt bezieht sich Bildung insbesondere auf den Wissens- und Kenntniserwerb, Erziehung verfügt zusätzlich über eine stark normative Komponente. Das menschliche Individuum soll durch Erziehung lernen, gewünschte Verhaltensweisen auszubilden und unerwünschte Verhaltensweise abzulegen. Dies macht die starke Wechselwirkung von Bildung und Erziehung deutlich. Jeder Erziehungsvorgang ist somit auch Bildungsvorgang, bezieht sich lediglich nicht nur auf das Erlernen von Wissen, sondern auf das Erlernen von Verhalten. Demnach ist Erziehung ohne Bildung nur eingeschränkt und kurzweilig möglich. Jede Kultur ist aber langfristig darauf angewiesen, ihrem Nachwuchs die grundlegenden gesellschaftlichen Werte und Normen zu vermitteln. Ohne diese Vermittlung des gemeinschaftlichen Verhaltenskodex ist ein Gesellschaftsleben nur schwerlich vorstellbar.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Erziehung ein zentrales Steuerungsinstrument zur Aufrechterhaltung einer jeden erfolgreichen Kultur und dessen gesellschaftlichen Lebens ist. Dabei gilt es zunehmend, auf autoritäre Erziehungsmethoden wie körperliche Züchtigung oder Demütigungen zu verzichten. Moderne Erziehung zielt weniger darauf, willenlosen Gehorsam gegenüber einer Autorität zu erzielen, als selbstbewusste, gesellschaftskritische aber dennoch sozial kompetente Charaktere zu bilden.
Erziehungsmethoden wie der vernachlässigende oder der permissive Erziehungsstil zeigen in der Praxis wenig Eignung für eine erfolgreiche Vermittlung von gesellschaftlichen Normen und Werten. Dagegen ist die autoritative Erziehungsform die beste Wahl auf der Suche nach einem Erfolg versprechenden Erziehungsstil. Hohe Sozialkompetenz, konstruktive Problemlösung und Kompromissbereitschaft ohne Selbstaufgabe. Charakterzüge und Fertigkeiten, die sich die überwiegende Zahl der Eltern für ihre Kinder wünschen dürfte. Gute Gründe gibt es also genug, um den Kraftakt des Wechselspieles zwischen kindlichen Bedürfnissen und elterlichem Willen im autoritativen Erziehungsstil bewusst in Kauf zu nehmen.