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11. Juli 2014
Übergewicht im Fokus der Gesellschaft
11. Juli 2014Effizientes Werben um den Nachwuchs – Attraktivität der Angebote steigern
So holen Sie die Jugend in Ihren Verein
„Ich weiß gar nicht mehr, was ich machen soll. Uns fehlt es an Nachwuchs. Wir haben immer größer werdende Seniorenmannschaften, aber unsere Jugendabteilung schrumpft.“
Kennen Sie dieses Problem auch?
In der Tat: Neue Jugend braucht das (Sport-)Land. Vielen Vereinen geht der Nachwuchs aus. Dies ist zum einem dem demographischen Wandel geschuldet; zum anderen gibt es für die Jugend heute viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Es muss ein frischer Wind in die Vereins-Jugendarbeit, um Sport noch attraktiver für Kinder und Jugendliche zu machen.
Problem: Altersstruktur – Studien prognostizieren Wandel
Laut verschiedener Studien deutet alles darauf hin, dass die Sportvereine in Deutschland gerade im Altersbereich von 7 – 18 Jahren in den nächsten Jahren mit einem Rückgang der Mitglieder rechnen müssen. Im DOSB sind momentan ca. 6,6 Mio. Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe in Vereinen organisiert. Bis zum Jahre 2030 könnte – alleine auf Grund des demographischen Wandels – die Mitgliederzahl um 1,5 Mio. schrumpfen. Das wäre ein sattes Minus von 25%. Bis zum Jahr 2050 wird sogar mit einem Rückgang von 40% der momentanen Mitgliederzahlen gerechnet.
Maßnahmen entwickeln
Je früher und intensiver Sie sich mit dieser Problematik befassen und vereinsinterne Gegenmaßnahmen entwickeln, desto mehr können Sie noch an den entscheidenden Schrauben drehen. Sie müssen jetzt agieren; wenn Sie irgendwann nur reagieren, kann die Zukunft Ihres Vereins vielleicht schon nicht mehr durch eine florierende Jugendabteilung gesichert werden.
„Aber wie?“ Viele Vereinsvertreter sind diesbezüglich irritiert. „Wir machen doch schon alles“, ist dabei oftmals der fast einhellige Tenor. Wirklich? Es reicht heute nicht mehr einfach nur einen funktionierenden Trainings- und Spielbetrieb anzubieten. Dafür ist die Konkurrenz zu groß und die Jugend hat auch eben ein ganz anderes Freizeitverständnis bzw. –verhalten entwickelt. Laut der Verbraucher-Analyse-Klassik 2011 zählen demnach nur zwei von fünf Jugendlichen Aktivitäten im Sportverein zu ihren Freizeitbeschäftigungen
Wohin soll der Weg gehen?
Um einen Plan und eine Angebotspalette für den Jugendbereich zu entwickeln, muss die Ausrichtung Ihres Vereins zu diesem Thema klar sein und von der Mehrzahl der Mitglieder getragen werden. Das ist wichtig, weil sich die jetzigen Mitglieder später dann auch mit den „neu geworbenen“ Mitgliedern verstehen sollen und es nicht verstärkt zu Grüppchenbildung kommt.
Entwickeln Sie einen Fragekatalog für Ihre Mitglieder. Dann wissen Sie genau, wie und was Ihre Mitglieder denken und diese fühlen sich „mit ins Boot genommen“.
Eigene Stärke benennen
So kann es Ihr Verein schaffen, seine eigenen Stärken zu finden und zu benennen, systematisch zu nutzen und zu verbessern. Beispiel: Während der eine Verein seine Aufgabe darin sieht, Jugendlichen ein jederzeit verfügbares Sport- und Fitnessangebot anzubieten, hat ein anderer Verein die Stärke, Aussiedler-Kinder in seinem Einzugsgebiet zu binden und somit einen Beitrag zur Integration zu leisten.
So könnte Ihr Fragenkatalog aussehen:
Die Mitglieder vergeben Punkte auf die jeweilige Aussage: 0 gleich strikte Ablehnung; 10 gleich vollste Zustimmung.
– Wir sehen uns als reinen Freizeit- und Breitensportverein
– Wir legen viel Wert auf Fair Play, Toleranz etc.
– Wir möchten die Tradition wahren
– Wir bieten preiswerte Angebote, um Sport zu treiben
– Wir versuchen Jugendliche mit Migrationshintergrund zu integrieren
– Wir legen viel Wert auf Gemeinschaft und Geselligkeit
– Wir versuchen Jugendliche „von der Straße zu holen“
– Wir orientieren uns preislich an den Angeboten kommerzieller Sportanbieter
Nach Auswertung des Bogens sollte sich für eine Ausrichtung eine Mehrheit gebildet haben. Und sie wissen, was die Basis denkt.
Übungsleiter qualifizieren
Wenn Sie Jugendliche aber langfristig an den Verein binden wollen, geht es – gerade bei den über 12jährigen – in erster Linie über sportliche Qualität. Die merken schnell, ob ein Training langweilig ist und man keine leistungstechnischen Fortschritte macht. Daher sind für eine gute Jugendarbeit hochmotivierte und engagierte Übungsleiter wichtig. Die einzelnen Verbände bieten Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen an; lassen Sie Ihre Trainer daran teilnehmen. Wo gut trainiert wird, spricht sich schnell herum.
Gemeinsam für die Jugend
Versteht sich Ihr Verein mit dem Nachbarverein? Kooperieren die Vereine schon zusammen? Wenn nicht, dann können Sie Spielvereinigungen im Jugendbereich bilden oder sich zu Jugendfördergemeinschaften zusammenschließen. Gerade bei Landvereinen, denen es teilweise stark an Nachwuchs mangelt, haben sich diese Systeme bisher gut bewährt. Jedenfalls konnte so die Qualität der Trainingsangebote und – leistungen verbessert und dadurch neue Mitglieder für den Juniorenbereich gewonnen werden.
Offene Potenziale und Integration
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, beispielsweise ein Mädchenfußball- oder Mädchenbasketballteam auf die Beine zu stellen. Es gibt nämlich immer noch offene Potenziale gerade bei der Einbindung von Mädchen und jungen Frauen. Wieso diese nicht nutzen, wenn es möglich ist? Auch bei Heranwachsenden mit Migrationshintergrund ist das Potenzial noch sehr hoch. Überhaupt Integration …
Fallbeispiel: Die Fußballabteilung eines Vereins in Nordrhein-Westfalen bietet den Jugendlichen auch Sprachunterricht an. Deutsch, polnisch und russisch; dazu gibt es noch Musik-Workshops und Kicker-Turniere. Und das funktioniert. Nicht nur, dass alle die andere Sprache – zumindest in Grundzügen – ein wenig kennenlernen, sondern die Maßnahmen wirken hervorragend im sozial-pädagogischen Bereich und bei der Integration im Verein und ins Vereinsleben.
Jetzt fragen Sie sicher: Wer bezahlt das denn alles? Arbeitskraft muss in diesem Fall gar nicht bezahlt werden. Alle arbeiten ehrenamtlich. Und das Equipment rund um Bücher, Mischpult und Kicker werden von Mitgliedern gestellt oder sind von Sponsoren gestiftet. Der Verein stellt inzwischen bei einigen Jugend-Jahrgängen vier Mannschaften…
Zugegeben, das kann nicht überall klappen. Dazu benötigt man neben Sponsoren die entsprechend qualifizierten, zumindest hochengagierten Mitglieder. Und diese müssen auch noch Zeit haben. Und Lust.
Aber, fragen Sie doch einfach mal bei Ihren Mitgliedern nach. Vielleicht können Sie wirklich Ähnliches auf die Beine stellen. Dieser Fall zeigt, dass sich das für die Mitgliederzahlen Ihrer Jugendabteilung rentieren kann.
Auf einen Blick:
Beispiele für innovative Jugendarbeit bzw. Nachwuchsförderung
Im Folgenden bekommen Sie Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie Ihre Mitgliederzahlen im Jugendbereich steigern können. Einige der hier vorgestellten Beispiele werden bereits erfolgreich von einigen Vereinen umgesetzt. Werden Sie selber aktiv und übernehmen Sie diese Alternativen, entwickeln Sie sie weiter oder konzipieren Sie daraus eigene, Ihrem Verein angepasste Ideen.
Das können Sie machen:
– Trends aufspüren: Was ist angesagt momentan? Fragen Sie Ihre Kinder, Enkel oder Jugendliche aus dem Bekanntenkreis; recherchieren Sie im Internet. Befragen Sie Ihre Vereinsmitglieder. Ob Einrad fahren eine Inline-Gruppe aus der Taufe heben oder sogar Kurse für Parkour (Trendsport aus Frankreich, bei dem typische Hindernisse in einer Stadt möglichst elegant und schnell überwunden werden müssen; bietet sich besonders für Leichtathletik- und Turnabteilungen an) anbieten: Neue Angebote müssen her, die Attraktivität gesteigert werden.
– Partner suchen: Bauen Sie sich ein Kooperationsnetzwerk mit Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten, anderen Sportvereinen, kommerziellen Anbietern, Krankenkassen, Wirtschaftsunternehmen oder Jugendamt auf. Mit starken und sich ergänzenden Partnern an der Seite können Sie tolle Angebote kreieren. Diese können Sie teilweise dank Ihrer Partner finanziell gut abfedern und sehen sich so in der Lage, Trainingseinheiten, Kurse oder gar Mitgliedschaften zu moderaten Preisen anzubieten. Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, dass ein Partner Beiträge für neu gewonnene Mitglieder einen gewissen Zeitraum übernimmt. Damit wäre zum Beispiel die Preisproblematik für Kinder aus einkommensschwachen Familien aus der Welt.
– Lasst sie spielen: Gerade die ganz Jungen wissen oft noch gar nicht, welche Sportart sie eigentlich ausüben wollen. Nutzen Sie das und bieten Sie zum Beispiel Bewegungslandschaften oder –schulen an, wo die Kids ihre motorischen Fähigkeiten erst richtig entwickeln und kennenlernen können. Laufen, Springen, Klettern, Balancieren – alles das macht Kindern immer Spaß. So bieten Sie ihnen eine Grundlagenausbildung zum Übergang auf verschiedene Sportarten.
– Weiterentwickeln: Neben dem typischen Mutter-Kind-Sport können auch Tage mit Eltern-Kind-Sport und Großeltern-Enkel-Sport veranstaltet werden. Für berufstätige Väter und ihre Söhne gibt es dann beispielsweise den Samstag. Die ganze Familie kann so integriert und die Kids gleich an den Verein gebunden werden.
– Events: Veranstalten Sie zum Beispiel internationale Sportfeste, Tages-Meisterschaften oder Mini-Turniere, bieten Sie Schnupperkurse, DVD-Abende oder Ferien-Freizeiten an. Das bietet sportlichen Wettkampf und schafft Gemeinschaft. Lassen Sie Sporttreffs – im eigenen Vereinsheim vielleicht – entstehen.
– Wer flucht, der fliegt: Ein Ballsportverein aus Niedersachsen hatte die Idee. Wer auf dem Platz meckert oder flucht, Mit- oder Gegenspieler beleidigt, also einfach verbal aus der Rolle fällt, muss runter vom Platz. Ohne Wenn und Aber. So soll das Sozialverhalten positiv beeinflusst werden. Und die Jugendlichen ziehen wirklich mit und versuchen sich auch in emotionalen Momenten unter Kontrolle zu behalten. Der Verein punktet mit seiner sozial-pädagogischen Kompetenz; inzwischen melden Eltern ihre Kinder auch aus weiterer entfernten Gemeinden im Verein an. Hier wird ganz im Sinne der Brettschneider-Studie gehandelt, die schon 2001 den Nachweis erbrachte, dass ein Sportverein direkte positive Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen hat.
Eins sollte klar sein:
Die Jugendarbeit in Sportvereinen leistet einen entscheidenden gesellschaftlichen Beitrag. Richtige und gute Jugendarbeit verlangt aber auch Qualifikation der Übungsleiter. Und eine auf die Zielgruppe bezogene Angebotspalette. Zudem kostet Jugendarbeit Zeit. Und verlangt Konsequenz. Und manchmal auch viel Geld. Letzteres aber nur wirklich, wenn Sie auf leistungsorientierte Talentförderung setzen.
Für alle anderen gilt: Hier wurden Ihnen Möglichkeiten vorgestellt, wie Sie Nachwuchsmangel beheben können, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen; wenn Sie es nicht 1:1 umsetzen können, müssen Sie die Ideen nur als Grundstock übernehmen und daraus – für Ihren Verein – an die Vorschläge und Fallbeispiele angelehnte, bedarfsgerechte Projekte entwickeln.
Aber:
Schützen Sie Ihren Verein vor zu hohen Erwartungen. Zu hohe Ziele und Erwartungen können der Jugendarbeit schaden. Schätzen Sie Ihre Möglichkeiten realistisch ein. Ihre Jugendarbeit kann nicht die Aufgaben anderer Bildungsinstanzen ersetzen. Verfolgen Sie Ziele, die auch erreichbar sind. Dann werden Sie neben neuen Mitgliedern auch die entsprechende Anerkennung und Bestätigung von außerhalb erhalten.




